Aus dem Leben einer Beladenen
Klausuren. Abi. Depression. Referate. Atmen. Hausaufgaben. Schlaf?
Das Leben mit ziemlich angeschlagener mentaler „Gesundheit“ ist nicht einfach, wenn nicht sogar das tatsächliche Gegenteil. Wenig Schlaf, Antidepressiva, überfüllte Schultage – kaum Luft und Lungenkapazität übrig, um durchzuatmen. You won’t find Jesus in L.A. Therapie und selbstreflektive Arbeit in den wenigen ruhigen Momenten hilft. Aber erstmal an diesen Punkt zu kommen, an dem man sich eingesteht, dass man Hilfe braucht und es vielleicht, ganz eventuell okay ist, dass man selbst eben nicht okay ist – das ist schwer. Und es ist bedeutend schwerer als man vielleicht vermuten mag. Ich muss funktionieren. Wenn ich in dieser Klausur unterpunkte, dann liegt es nicht an der übermäßigen Schwere, dann habe ich nicht genug gelernt – auch wenn ich die letzte Woche über nur Nachtschichten geschoben habe. Meine Arbeit ist nicht genug. Ich bin nicht genug. Der Bergabstieg der Gedankenstränge kann ziemlich schnell ziemlich steil werden.
Der Bergabstieg der Gedankenstränge kann ziemlich schnell ziemlich steil werden.
Mentale Gesundheit scheint ein Tabu-Thema zu sein in unserer kapitalistischen, idealistischen Welt. Aber es betrifft so viele, vor allem in unserem jungen Alter. Wir schaufeln uns jetzt schon zu voll und ersticken langsam, dabei hat unser eigentliches Leben noch nicht einmal angefangen. Es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird. Und es ist wichtig, dass Schüler (und Lehrer!) wissen, dass sie nicht allein sind und sich nicht typisch deutsch mit einem Passt schon abwenden müssen, um ihren Rucksack allein zu schleppen.
Und es ist wichtig, dass Schüler (und Lehrer!) wissen, dass sie nicht allein sind und sich nicht typisch deutsch mit einem Passt schon abwenden müssen, um ihren Rucksack allein zu schleppen.
Deswegen reden wir als Newspager mit euch darüber. Deswegen sitze ich hier als depressive Zwölftklässlerin und schreibe diese Kolumne, obwohl ich ein Mensch bin, der beim Verstecken seiner Probleme bis aufs Äußerste geht, um anderen keine Sorgen zu machen. Irgendjemand muss den Mund aufmachen, damit ein Thema Anklang im Gespräch findet. In unserer Umfrage zum Thema Mental Health habt ihr uns deutlich gemacht, wie sehr euch diese Thematik beschäftigt und selbst betrifft, und wie wenig man darüber spricht. Lasst uns diese Konversation also nun endlich auch an der EGE beginnen – eine Schule, an der man zur Einschulung gesagt bekommt, dass das wichtigste Fach Mensch heißt. (cdr)