JAN BÖHMERMANN UND DER LEAK DER NSU-AKTEN
Das „ZDF Magazin Royal” und die Plattform „Frag den Staat” haben am 28. Oktober 2022 die sogenannten „NSU-Akten'' veröffentlicht, welche ursprünglich bis zum Jahr 2134 geheim gehalten werden sollten – 112 Jahre früher als gedacht wurden diese nun im Rahmen der Sendung von Jan Böhmermann mit den ZuschauerInnen geteilt. Nun kann man eine abgetippte Version der Dokumente auf der Website nsuakten.gratis finden.
„Wir glauben, die Öffentlichkeit hat das Recht zu erfahren, was genau in jenen Dokumenten steht, die ursprünglich für mehr als ein Jahrhundert geheim bleiben sollten.”
(Quelle: nsuakten.gratis)
Was war der NSU?
Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) war eine Vereinigung rechtsextremer Terroristen, welcher für insgesamt zehn Morde, einer Vielzahl an versuchten Morden, drei Sprengstoffanschlägen mit vielen Verletzten und 15 Raubüberfällen verantwortlich war. Unter den Opfern befanden sich neun Personen türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin.
Zwei der drei Haupttäter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, begangen im Jahr 2011 Suizid, um einer Festnahme zu entgehen. Die dritte Haupttäterin, Beate Zschäpe, wurde kurz darauf festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt. Wie viele Mitglieder der NSU tatsächlich hatte, ist nicht klar, bisher wird das Umfeld auf 100 bis 200 Personen geschätzt.
Was sind die NSU-Akten?
Im Jahr 2012 erteilte Hessens damaliger Innenminister Boris Rhein den Auftrag, sämtliche noch vorhandene Akten der letzten 20 Jahre im Bereich des Rechtsextremismus detailliert zu überprüfen. Diese Aufarbeitung blieb zunächst im Verborgenen, bis man im Jahr 2017 auf den für 120 Jahre gesperrten Bericht (später wurde die Zeit auf 30 Jahre verkürzt) traf. Die Öffentlichkeit erfuhr von den NSU-Akten und man forderte die Freigabe, die bis heute erfolglos war. Bei den Akten handelt es sich um einen Bericht der Untersuchungsergebnisse. Es gibt verschiedene Versionen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten erstellt wurden. Bei den nun veröffentlichten Dokumenten handelt es sich um die vorläufige Fassung aus dem Jahr 2013, sowie den Abschlussbericht von September 2014.
Im Groben dokumentieren die NSU-Akten die zweifelhafte Arbeit des hessischen Verfassungsschutzes. Es steht beispielsweise geschrieben, dass man interessanten Informationen und Hinweisen nicht immer nachgegangen ist. Es gab Hinweise in Bezug auf Waffen und Sprengstoff im Besitz Rechtsextremer, Reporte über Neonazis und vieles mehr, was schlichtweg „ignoriert” wurde. Generell findet man aber wenige Informationen oder Bezüge zum NSU.
„Wer hofft, in diesen Berichten die Antwort auf offene Fragen zum NSU, Beweise für gezielte Vertuschungsversuche oder gar den Beleg für die Rolle des Verfassungsschutzes bei der Mordserie zu finden, wird enttäuscht.”
(Quelle: nsuakten.gratis)
Jede/Jeder, die/der nun an dem Thema interessiert ist, kann sich die entsprechende Ausgabe des ZDF Magazin Royal auf Youtube anschauen oder direkt die NSU-Akten unter nsuakten.gratis lesen. (ehu)
Verwendete Quellen: