MENTAL HEALTH -UMFRAGE: ANTWORTEN AUF UNSERE FRAGEN – FRAU HERZOG IM INTERVIEW
Uns als Schülerzeitung beschäftigt in letzter Zeit das Thema „Mental Health“. Vor Kurzem haben wir unsere Schüler und Lehrer in einer Umfrage befragt, wie es um ihre mentale Gesundheit steht und mussten daraufhin traurige und erschreckende Antworten lesen. Mit diesen Ergebnissen haben wir unsere Sozialpädagogin Frau Herzog konfrontiert.
Bei unserer Umfrage haben sich leider nur 12 Lehrer beteiligt. Wie erklären Sie sich das?
Ich glaube, dass “Mental Health” schon ein Thema ist, das alle Lehrer betrifft und das auch alle Lehrer als sehr wichtig empfinden. Es ist natürlich auch ein Thema, das nicht jeder so gern öffentlich publiziert bzw. vielleicht nicht unbedingt über eine Umfrage, sondern eher im persönlichen Gespräch, um sich ein bisschen zu erklären. Aber ansonsten denke ich, dass es ein Thema ist, das jeden betrifft und das auch jeder auf dem Schirm hat – gerade jetzt. Und es betrifft ja nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer. Das sind ja auch Menschen, die darauf bedacht sein sollten, psychisch gesund zu bleiben. Nur wenn ich psychisch gesund bin, kann ich das auch an die Kinder und Jugendlichen weitergeben und genau das vorleben.
Und es betrifft ja nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer. Das sind ja auch Menschen, die darauf bedacht sein sollten, psychisch gesund zu bleiben. Nur wenn ich psychisch gesund bin, kann ich das auch an die Kinder und Jugendlichen weitergeben und genau das vorleben.


An der Umfrage haben ja sowohl Schüler als auch Lehrer teilgenommen und es ist aufgefallen, das die Auffassungen von ‚Mental Health‘ von beiden stark voneinander abweichen. Während die Lehrer größtenteils angegeben haben, dass sie ‚Mental Health‘ in ihrer Klasse thematisieren und aufklären, haben die meisten Schüler angegeben, dass das nicht bzw. nicht vollständig der Fall wäre. Wie erklären Sie sich das? Haben Schüler und Lehrer vielleicht einfach ein anderes Verständnis für zu diesem Thema?
Mhh, ich habe das auch gelesen und ich kann mir gut vorstellen, dass Schüler da eine ganz andere Interpretation haben als die Erwachsenen. Die sehen unter psychischer Gesundheit eine große Palette und ich glaube für manche Schüler ist es wahrscheinlich gar nicht so geläufig, was da eigentlich alles so dazugehört. Gerade im IWW-Unterricht werden verschiedene Themen wie Selbstakzeptanz, Selbstfürsorge aber auch Sucht behandelt. Das gehört ja alles mit dazu, hat aber jetzt nicht die große Überschrift ‚Mental Health‘.
80% der Schüler und Lehrer haben in der Umfrage angegeben, dass sie das Gefühl haben, dass der Schulalltag ihre mentale Gesundheit negativ beeinflusst. Von den Schülern wurden meist die Gründe Stress, Leistungsdruck und die starren Strukturen der Schule angegeben. Denken Sie, dass es dafür einen realistischen Ausweg gibt?
Man sollte dieses Thema auf jeden Fall immer auf dem Schirm haben und ich glaube, da ist eine Umfrage, wie ihr sie jetzt gemacht habt, immer ganz gut, um zu schauen , wie es den Kindern und Jugendlichen geht und wie es unserem Personal und unseren Lehrern geht. Es bietet eine gute Möglichkeit um zu schauen, welche Möglichkeiten es vielleicht noch gibt und wie man eventuell dem Ganzen entgegnen könnte. Wie können wir da evtl. gegenwirken?
Man sollte dieses Thema auf jeden Fall immer auf dem Schirm haben und ich glaube, da ist eine Umfrage, wie ihr sie jetzt gemacht habt, immer ganz gut, um zu schauen , wie es den Kindern und Jugendlichen geht und wie es unserem Personal und unseren Lehrern geht
Und was meinen Sie, was kann man tun, wenn es den Schülern und Lehrern schlecht geht?
Da gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten. Ihrer Umsetzung muss man natürlich ausprobieren, aber auf jeden Fall wäre es gut, da mal in den Diskurs mit den Schülern zu kommen. Das kann im Schülerrat sein, das kann im Klassenrat sein, dass man einfach mit den Schülern gemeinsam schaut, was sie vielleicht für Lösungsmöglichkeiten haben. Und evtl. findet man dann Kompromisse.
Und was können die Lehrer ganz speziell dafür tun, seelisch gesund zu bleiben?
Das gelingt glaube ich mal mehr, mal weniger. Es gibt Phasen, bei denen man merkt, dass man an psychische Belastungsgrenze kommt. Dann gibt es aber auch Tage, an denen es ganz gut gelingt. Man muss selbst aufpassen, dass man die Balance findet. Das geht jedem so, dass es einem mal besser und mal schlechter gelingt. Man muss darauf achten, dass man genügend Möglichkeiten in der Freizeit hat, um zu entspannen und zu entlasten. Das macht jeder anders, das ist auch bei den Schülern so. Manche gehen nach Hause und fläzen sich aufs Sofa, andere gehen zum Sport oder müssen erstmal mit dem Fahrrad fahren und andere, die gehen zu Freunden und quatschen – das machen Erwachsene genauso. Für mich ist es schön, mit Freunden zu reden, einfach mal loslassen zu können, um dann wieder Kraft und Energie zu tanken.
Alle Lehrer haben in der Umfrage angegeben, dass sie nicht das Gefühl haben, zu wissen, wie es ihren Schülern mental geht. Wie erklären Sie sich das Ergebnis und was kann man dagegen tun?
Es waren ja nur 12 Lehrer, die das beantwortet haben. Wenn ich jetzt natürlich auf Klassenlehrer zugehen würde, würden sie schon sagen, dass sie einen ziemlich guten Überblick haben, wie es ihren Schülern geht. Der eine merkt das mehr oder weniger, aber einem Fachlehrer, der vielleicht ein, zwei Stunden in der Woche in der Klasse hat, dem fällt das natürlich weniger auf, als einem Klassenlehrer. Wenn ich dann bemerke, dass es einem Schüler nicht gut geht, dass der über mehrere Tage sehr down wirkt, dann fällt es mir natürlich leichter, auf ihn zuzugehen und zu fragen: "Wie geht’s dir? Ich beobachte schon länger, dass mit dir irgendwas ist. Ich mach mir Sorgen." Das fällt einem Fachlehrer, der nicht so oft mit dem Schüler Kontakt hat, nicht so leicht. Ich glaube schon, dass die Lehrer einen Blick darauf haben, wie es den Schülern geht, es kommt aber auch immer darauf an, ob es der Klassenlehrer oder der Fachlehrer ist.
Bei der Umfrage wurde oft ein Projekttag oder Workshop vorgeschlagen, an dem man über Mental Health reden könnte. Wie könnte ein solcher Tag ihrer Meinung nach aussehen?
Liebend gern. Ich komme immer wieder mit Lehrern zusammen, die auch sagen, dass es ganz, ganz wichtig hier an der Schule sei, mehr über psychische Gesundheit aufzuklären, Prävention anzubieten und die Schüler aufzuklären, dass man keine Angst haben muss, sich zu bestimmten Themen zu äußern. Es gibt da diesen Verein namens “Irrsinnig menschlich”. Die machen auch Thementage an Schulen, da wird zu Beginn aufgeklärt, was es eigentlich heißt, psychisch gesund zu sein. Dann werden Symptome besprochen, die zeigen, dass meine psychische Gesundheit in Gefahr ist und was man dagegen machen könnte. Das sind zum Teil Menschen, die selbst schon betroffen waren. Das ist ja auch immer ganz gut, weil die natürlich davon berichten können, wie sie da wieder raus gekommen sind und was ihnen geholfen hat? Aber leider sind das Angebote, die kommen nur noch bis Chemnitz, da ist der Erzgebirgskreis schon wieder weg. Aber trotzdem bleiben wir da dran, dass da von außen mal was passiert.
Also wäre so ein Projekttag möglich?
Wahnsinnig gern.
Wie könnte das Thema Mental Health generell in den Schulalltag eingebracht werden, so dass es immer relevant ist?
Aufgrund eurer Umfrage merken wir ja, dass die Schüler vielleicht noch nicht so genau wissen, was da eigentlich alles dazugehört. Dass wir das vielleicht doch nochmal ein bisschen publik machen müssen, zum Beispiel im IWW Unterricht, in der Freiarbeit und da die Themen schon ab der 5. Klasse den Schülern näherbringen sollten. Da wäre auf jeden Fall auch möglich, dass wir das im Schuljahr schon mit einbringen und vorhalten. Man kann ja in der 5. Klasse erstmal anfangen mit Selbstwert, Selbstbewusstsein, Nein sagen zu können, gesund zu bleiben, gesunde Ernährung – das gehört ja alles mit dazu. Und dann in den größeren Klassen, geht es eher darum, wie man mit Leistungsdruck umgeht, wie man sich gesund und fit hält, wie man mit Motivationstiefs umgeht. Das kommt dann auf die verschiedenen Klassenstufen an.