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Zwischen atemberaubenden Landschaften und geschriebenen Wörtern

Slowenien - Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2023


Im Ehrengast-Pavillon der FBM gastierten dieses Jahr Bücher, Künstler und Kunstwerke aus Slowenien. Gestaltet wurde ein ganzheitliches Kunstwerk, das zwischen der vielfältigen Landschaft, Tradition und Entwicklung der Sprache Sloweniens vermitteln sollte. So trafen in der Ausstellung Architektur, Literatur, Design und kulturelle Tradition mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit aufeinander. Wir haben uns umgeschaut und besonders mit Eva Petrič und ihren Kunstwerken beschäftigt, die die ganze Ausstellung mit sanften, Baumkronen ähnlichen Schatten überzogen.

Auf der Ebene des Gastlandes angekommen, waren wir zunächst etwas enttäuscht: Ein langer, schmaler Tisch, auf dem ein paar Bücher, Prospekte und kleine Giveaways auslagen, war alles, was wir auf den ersten Blick erkennen konnten. Erst bei genauerem Hinsehen wurde uns klar, dass es hinter einer anderen geöffneten Tür noch weiter ging.


Quelle: Paula Gerlach

Beim Betreten des lichtdurchfluteten Raumes, in dem es nach frischem Holz und Rosmarin roch, wich das Gefühl der Enttäuschung dem der Überwältigung: herausstechende Regalkonstruktionen, zwischen denen bunte Steingebilde, vermutlich als Sitzgelegenheiten, in denen Rosmarin gepflanzt war, und verschiedenste Einzelobjekte wie eine Schaukel und ein Feigenbaum standen. Genauso gab es aber auch digitale und interaktive Bildungsinhalte, an denen man sich ausprobieren konnte. Das alles in einer ruhigen Atmosphäre, vor einem großen Fenster, durch das die ganze Ausstellung mit Tageslicht durchflutet wurde. Durch Info-Tafeln und eine nette Mitarbeiterin erfuhren wir, dass grundsätzlich alles, die Regale, Sitzgelegenheiten, Aufsteller, usw. recycelbar beziehungsweise wiederverwendbar sind. Die Regale sollten an die weiten slowenischen Wälder erinnern. Auf den Regalbrettern tummelten sich Bücher aus allen möglichen Genre: Bildung, Geschichte und Gesellschaft, Novellen und Comics, Kinder- und Jugendliteratur, aber auch Kunst und darstellende Künste. Im zentralen Teil des Pavillons standen vor allem „Books on Slovenia“ – Bücher über Slowenien. Es waren Werke slowenischer Autoren, die in unterschiedliche Sprachen übersetzt wurden, aber auch Bücher über Slowenien, die von ausländischen Verlagen veröffentlicht wurden. Auch die “Steingebilde” veranschaulichten zerklüftete Landschaftsreliefs – tatsächlich bestanden sie aus recyceltem Schaumstoff – dementsprechend weich waren sie auch, als wir uns schließlich mit Eva Petrič, einer jungen slowenischen Künstlerin und Poetin, und ein paar Flaschen slowenischen Wassers unter den feinen, an Mandalas erinnernden Schatten niederließen. Ein paar von Evas Büchern befanden sich auch auf den Regalen im Bereich Kunst und darstellende Künste: Bildbände, die sie mit eigenen Gedichten vervollständigt. „[...] i am a web inside the web of the weber [...]” (1).


Quelle: Paula Gerlach

Die Schatten rührten von netzartigen Web-Kunstwerken her, die sich wie Wolken oder Baumkronen über unseren Köpfen spannten. Manche waren farbenfroh bunt und andere wiederum mehr monoton in beige-weißen Tönen gehalten. Niemals monoton waren jedoch die Muster, Blumenähnliche Kreationen in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Größen, die einfach an den Rändern miteinander verklebt wurden.

„Books recycle people's feelings and minds“, (dt.: Bücher recyceln die Gefühle und Gedanken von Menschen), sagt Frau Petrič im Interview.

Das sollen auch ihre Kunstwerke, die sie selbst als „Wolken der Wörter oder Gedanken“ beschreibt. Jedes kleine Teil erzählt seine eigene Geschichte. Als wir Eva fragten wie lange sie für diese Kunstwerke gebraucht hat, lachte sie und meinte, dass sie das selbst nicht ganz genau wüsste, am längsten hätte das Sammeln der Stoffe gedauert, diese erhielt sie von den unterschiedlichsten Menschen, manche kannte sie, andere bekam sie anonym. Inspiriert von den Geschichten, Gedanken und Gefühlen der Personen webte (Weben ist in Slowenien ein traditionelles Kunsthandwerk) sie die einzelnen Stücke und fügte diese schließlich zu Großen zusammen. Dabei wollte sie, dass die Bunten über den Kinderbüchern hängen, weil Kinder mehr Fantasie haben und vieles so oft besser verstehen als Erwachsene. Zugleich sollten sie näher am großen Fenster hängen, näher an der farbenfrohen Natur.


Quelle: Paula Gerlach

Nach unserem kleinen Interview stärkten wir uns etwas mit Schokolade und ließen das Ganze noch etwas auf uns wirken. Mit ihrer Kunst recycelt Eva Stoffe auf eine ganz besondere Art und lässt sie eine ganz neue, eigene Geschichte erzählen. Frau Petrič drückt mit ihrer Kunst Wörter und Gefühle aus, über die man manchmal vielleicht nicht spricht, und fasst sie zusammen.


Für uns und hoffentlich noch so viele andere ist es ein Anstoß, unserer Fantasie wieder einmal mehr Freiraum zu geben und uns durch die kleinsten Dinge inspirieren zu lassen.

Die Ausstellung war Interesse weckend und der ein oder andere wird Slowenien in den nächsten Jahren sicher einmal besuchen, um selbst zwischen tiefen Wäldern, zerklüfteten Felsen, Tradition und geschriebenen Wörtern wandeln zu können.


mne, che


Quelle: (1) Petrič, Eva: WEBBING, 2018



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